Vermintes Gelände. Eine hoheitliche Zone am Schlachtensee

Seitdem es mich 1991 erstmals nach Berlin verschlagen hat, ist der im Südwesten gelegene Schlachtensee mein bevorzugtes Naherholungsziel. Ein glitzernder Märchensee, der mir bei jedem Besuch ein anderes Gesicht zeigt. Man kann am Ufer entlang schlendern, einen Abstecher zur Krummen Lanke machen, die Beine im Wasser baumeln und den Blick schweifen lassen oder im weitläufigen Wald oberhalb, wo man abseits des Trubels vielfach alleine ist, zur Ruhe kommen. Und das Beste: Satt mit dem Auto bringt mich die S-Bahn in knapp 15 Minuten ans Ziel.

Lotta-Filipa © Sabine Münch
Lotta-Filipa © Sabine Münch
Dann kam Klein-Hundi ins Haus. Fortan fielen die Exkursionen am Schlachtensee noch schöner, noch lebhafter und noch häufiger aus. Freilich änderte sich meine Sicht abrupt. Das, was mir als Spaziergängerin auf dem sieben Kilometer langen Uferweg ehemals zum Ärgernis gereichte, entpuppte sich nun als Risiko. Und zwar für Lotta-Filipa und mich als frisch gebackene Hundehalterin. Wie viele böse Blicke zog ich auf mich! Etwa dann, wenn sich ein überbehütetes Kind bei Hundis Anblick in der Ferne hysterisch kreischend an Papa, Mama, Opa oder Tante klammerte. Wie oft musste ich mir unter Drohgebärden anhören, dass Hunde dort nichts verloren haben, wo Menschen Erholung suchen. Alsbald hatte ich auch genug davon, Lotta-Filipa vor rücksichtslosen Joggern und rasenden Fahrradfahrern andauernd in Sicherheit bringen zu müssen oder potentielle Verletzungen abzuwenden, weil Hundi im Begriff war, sich eine Scherbe einzutreten, die nach den zahllosen Biergelagen bei Sonnenuntergang zu Hunderten am See herumliegen. Von anderen Party-Hinterlassenschaften, die für Hunde verlockend sein können, mag ich hier erst gar nicht sprechen …

allein auf weiter Flur ...  © GvP
allein auf weiter Flur … © GvP
Aber, es gab eine Lösung. Dann jedenfalls, wenn der See bevölkert ist und die Bässe über das Wasser wummern. Wir mieden das Ufer. An den heißen Sommertagen zur Ferienzeit und an den Wochenenden, wenn das Wetter gut ist. Das neue Hundeverbot an den Ufern von Schlachtensee und Krumme Lanke ärgerte mich zwar, wohl tröstete mich der Gedanke, dass uns ja das oberhalb gelegene Waldgelände verbliebe. Zwar keine kurze Erfrischung mehr für Mensch und Tier am Wasser. Dafür aber: Tannenzapfen-Kicken, Stöckchen-Werfen und Spurensuche auf den verwunschenen Wegen außerhalb der Trampelpfade im Wald.

Und dann das! Meine Rechnung hatte ich nicht mit dem Amtsschimmel gemacht, der die Verordnung, Hunde in einem Radius von 5 ½ Metern vom Ufer fernzuhalten, mit deutscher Gründlichkeit umsetzt. Und das mit welchem Furor!

Derzeit werden im Wald oberhalb des Schlachtensees mannshohe Zäune aus Maschendraht errichtet. Sie verhindern den Zugang zum See. Für Mensch und Tier gleichermaßen. Abgeschiedene Wanderwege, die ich geschätzt habe, auch weil sie mir gelegentlich einen nahezu unverstellten Blick hinab auf den See ermöglichten, sind ebenfalls nicht mehr zugänglich. Im Wald bewegen kann man sich fortan nur noch innerhalb von Korridoren. Und so man den Hauptweg wählt – spaziert man eingezwängt zwischen Wannseebahn und Maschendraht …

Maschendrahtzaun oberhalb des Schlachtensee allein auf weiter Flur ...  © MvS
Maschendrahtzaun oberhalb des Schlachtensees © MvS
Dass man sich in einem öffentlichen Naherholungsgebiet nicht mehr frei Schnauze, sondern nur noch innerhalb von Korridoren bewegen kann, schlägt mich vor den Kopf. Bislang dachte ich ja, dass die Hunde ein Bauernopfer sind. Irgendein Zugeständnis musste man der grünen Fraktion im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf offenbar machen. Dass man das Gebiet um den Schlachtensee nun ex officio zum Hoheitsgebiet deklariert, das allerdings geht wirklich zu weit.

Ich denke, liebe Frau Christa Markl-Vieto, mit dieser Maßnahme stoßen sie alle Spaziergänger, Wanderer und Erholungssuchende vor den Kopf, die sich ihre Wege im Wald nicht von Amtes wegen vorschreiben lassen wollen.

7 Kommentare zu „Vermintes Gelände. Eine hoheitliche Zone am Schlachtensee

  1. Liebe Gesine,
    als Hundemensch und als Menschenmensch fiel mir als erstes nach der Lektüre Deines Textes leider nix besseres ein, als meiner Hündin, die der rheinischen Hitze wegen neben mir auf dem schattigsten Plätzchen des Hauses liegt ein empörtes ,Ach du Scheisse‘ ins Ohr zu flüstern. Diese amtsverschimmelnden Korinthenpupser der Grünen Art vergessen doch immer wieder gerne, dass es das Leben gibt. Sehr schade. Das Gebiet um den Schlachtensee kenne ich ganz gut von früher, da könnte man schön um den See rumlaufen, wenn man von der U-Bahn (oder ist das S-Bahn) aus dieses dezente Villenviertel durchquert hatte. Sehr ärgerlich, sowas, und sehr schade.
    Ich soll trotzdem Dich aber vor allem Lotta Filipa von unserer Bella ganz herzlich mit einem kräftigen Wuff grüssen – und ich grüße natürlich auch, nämlich der Kai

    1. S-Bahn, lieber Kai! Tja, das wars dann wohl: die amtsverschimmelnden Korinthenpupser der Grünen Art haben zudem eine Wählerin verloren. Das wird der Robert Habeck, den ich schätze, auch nicht mehr wettmachen …

      1. Die Frage ist dann bloß, wen man dann wählt, viel fällt mir da nicht mehr ein undnicht wählen kommt mitnichten in den Hundekackebeutel… Man könnte natürlich nach SW ziehen, da gibt es ein paar sehr schöne Flecken, auch für Hundis, und ein Meer oder zwei gibt es auch. Ach, was soll so eine dämliche Verordnung nur bezwecken – und warum neigen Grüne an der Macht so gerne dazu sich die illiberalsten Vorschriften auszudenken. Dafür machen sie dann in NRW eine Freiheit-für die-(Braun-)Kohle Politik mit, um damit das Klima zu schützen. Seltsam alles das, ich möchte manchmal unsere Hündin sein…
        Liebe Grüße
        Kai

  2. Jetzt können die Wildtiere auch nicht mehr an den See. Ob der Zaun rechtens ist, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht sollte doch mal ein hundefreundlicher Anwohner klagen.

    1. ich war heute dort und habe mit einigen Anwohnern im Wald gesprochen. Die Art und Weise, wie dieses Verbot umgesetzt wird, schlägt alle vor den Kopf. Wären morgen Wahlen, dann müsste Norbert Kopp um so manche Stimme fürchten. – Nach den heutigen Gesprächen bin ich mir ziemlich sicher, die Anwohner mit Hund die lassen sich das nicht bieten … Schaun wir mal …

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